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Einfach nur...weg

Aktualisiert: 17. Apr. 2023

Mein Weg zu weniger Chaos – zu Hause und im Kopf



Meine Wohnung war jahrelang mit Sachen überfüllt; mein Kopf mit Gedanken. Dass darin ein Zusammenhang bestand, habe ich lange Zeit nicht bewusst wahrgenommen. Doch als ich anfing, mich zunehmend belastet zu fühlen – nicht nur vom vollen Kopf, sondern auch von der Last der unbenutzten Dinge, die mir täglich und ständig Schuldgefühle bereiteten – fing ich an, zu entrümpeln. Ich konnte die stummen Schreie ebenjener Dinge, die ich über Jahre angesammelt hatte, nicht mehr ertragen, denn sie schrien mich förmlich an, dass ich mich doch schon endlich hätte zusammenreißen können, um genug Organisation in mein Leben zu bringen, damit ich endlich dazu kommen konnte, sie zu benutzen. Dabei war es genau die Menge an angesammeltem Kram, die mich daran hinderte, die organisierte Person, die ich schon so lange gerne sein wollte, sein zu können. Wie sollte ich je eigene Kleidung nähen oder süße Babyschühchen häkeln, wenn allein der Gedanke, die Nähnadeln und Wolle aus dem Chaos rauszukramen, anstrengend war? Wie sollte ich süß dekorierte Törtchen machen, wenn ich es zeitlich gerade mal schaffte, die Küche aufzuräumen? Meine Sammlung an Sachen raubte mir Zeit, Nerven und sehr oft auch Schlaf.


Schritt für Schritt (und Schuh für Schuh) zu weniger Kram

Als ich dann Mutter wurde, war die überwältigende Unordnung endgültig zu viel geworden: Unsere Wohnung war keine Oase der Ruhe, sondern ein Alptraum der Anspannung. Wie oft habe ich mich geärgert, das Ausmisten der Wohnung nicht schon viel eher gemacht zu haben, da meine Zeit (und meine Nerven) nun ganz schön begrenzt waren. Wie oft habe ich mich darüber geärgert, überhaupt so viel unnützes Zeug gekauft zu haben. Aber auch, wenn ich die Vergangenheit nicht ändern kann, kann ich immer jetzt etwas anderes tun, das immerhin die Zukunft ändert – und vor allem meine Gegenwart beeinflusst.

Also fing ich bei der für mich einfachsten Sache an: meinem Kleiderschrank. Und das konnte ich mit meiner damals zweijährigen (heute fünfjährigen) Tochter zusammen machen: Sie war damit beschäftigt, die Kleider- und Taschenhaufen zu durchwühlen und zu betrachten, während ich mit meinem Projekt vorankam. Bei dieser ersten Aktion wanderten ganze acht große und prall gefüllte Säcke zur Altkleidersammlung, und viele weitere folgten: Durch die erste Schwangerschaft hatte sich meine Schuhgröße geändert (und später erneut durch die zweite), es war also relativ leicht (wenn auch nicht „schmerzfrei“), alle Schuhe loszuwerden, denn die konnte ich nicht für „vielleicht eines Tages mal…“ aufheben. Bei meinen (zahlreichen) Taschen stellte ich mir die Frage, ob ich sie ernsthaft demnächst benutzen würde; ob ich mich in meinem neuen (Mama-)Alltag wirklich damit sehen konnte (auf dem Spielplatz, beim Einkaufen etc). Das gleiche Prinzip habe ich beim Ausräumen meines Schmuckschranks angewandt – würde ich ernsthaft nochmal dieses Armband oder jene Ohrringe tragen (die ich teilweise zuletzt zehn Jahre zuvor getragen hatte…)? Meine Sammlung schrumpfte von einem 1,20 Meter großen Schmuckschrank auf eine kleine runde Schmuckschatulle…

So ging ich in meinem Haushalt von einem Bereich zum nächsten – immer in Begleitung meiner kleinen Tochter und daher über einen längeren Zeitraum, da es in unseren Tagesablauf und unsere jeweilige Tagesform (die meistens von der Nacht abhing) passen musste – und leerte durch meine Ausräumaktion sogar einige Möbelstücke, wie eine große Kommode, ein Sideboard und den bereits erwähnten Schmuckschrank, aus (die ich dann verkaufte). Und immer mal wieder versuchte ich, den Restbestand vernünftig zu organisieren – was nie klappte: Ich hatte immer noch zu viel.


Erst genug ausräumen, dann organisieren

Ich habe mehrfache Anläufe gebraucht, um alle Bereiche so weit geleert zu haben, dass die Dinge darin wirklich bequem in den vorhandenen Platz passten. Von Mal zu Mal fiel es mir leichter, mir selbst gegenüber zuzugeben, dass ich etwas wirklich nicht brauchte und nicht plötzlich anfangen würde, es zu benutzen (gerade in der Küche hatte ich davon allerlei Dinge – kleine Souffléförmchen zum Beispiel, die ich ein Mal in zehn Jahren benutzt hatte; oder einfach zu viele Tassen und Schüsseln, die ich zwar im Wechsel nutzte, aber nicht wirklich in dieser Menge benötigte). Im Nachhinein betrachtet habe ich ziemlich viel Zeit damit vergeudet, Dinge zu früh zu organisieren, nämlich bevor sie auf ein für den vorhandenen Platz angepasstes Minimum reduziert worden waren. Organisiert schienen mir die Dinge nämlich, wenn sie alle sortiert untergebracht waren (man denke an Tetris…), nämlich „ordentlich“ gestapelt und so angeordnet, dass der Platz zumeist auch voll ausgenutzt wurde. Nach Jahren fiel mir erst bewusst auf, dass gute Organisation eines Bereichs nicht rein visuell ist, sondern in der Praxis im Alltag funktionieren muss: Alles, was ich oft brauche, muss leicht zu erreichen und vor allem auch leicht wieder genau an seinen Platz zu stellen sein. Denn genau da setzte die Unordnung bei mir an: Ein benutzter Gegenstand steht tagelang (oder wochenlang…) irgendwo rum, wenn es nicht wirklich leicht ist, ihn wieder an seinem Platz zu verstauen. Wenn Schränke und Schubladen nicht voll sind, ist es wesentlich einfacher, schnell und unkompliziert aufzuräumen; und auch auf das Verstauen der Einkäufe in der Küche trifft das zu: Alles hat einen Platz und ich brauche meistens nur eine Hand, um etwas zu nehmen oder wegzustellen – ein Prinzip, das nötig wurde, als meine zweite Tochter noch ein Baby war und ich zwangsläufig oft einfach nur eine Hand frei hatte; es führte dazu, Dinge tatsächlich so simpel und übersichtlich wie möglich unterzubringen. Dies wurde auch im restlichen Haushalt der Maßstab für die maximale Menge und Organisation in Schränken und Schubladen: Kann ich einen Gegenstand mit einer Hand ergreifen und auch wegstellen, dann ist es einfach genug organisiert, sodass es dem Alltagstest auch standhält.


Fantasie in Realität umwandeln

Das allgemeine Aufräumen und ordentlich halten dauerte zwischendurch allerdings immer noch viel zu lang und die dauernde Unordnung zu Hause war richtig frustrierend, der Zeitaufwand nervenaufreibend. Was war der größte Zeitfresser beim Aufräumen? Aus vielen Einzelteilen bestehendes Spielzeug – wovon wir viel zu viel hatten. Neben den Montessori-Prinzipien beim Umgang mit Kindern fand ich auch sowohl die Art, in der Spielzeug bei Montessori präsentiert wird, als auch das Spielzeug an sich ästhetisch sehr ansprechend. Die Realität sah jedoch – bei uns jedenfalls – anders aus: Die friedvollen Szenen aus aufgeräumten Instagram-Montessori-Spielzimmern war nur der Moment der Ruhe vor dem Sturm. In der Realität verbrachte ich unglaublich viel Zeit damit, die Einzelteile der ganzen Spielzeuge aus den unterschiedlichsten Ecken der Wohnung aufzusammeln und sie in die jeweilige Aufbewahrungsbox zu stecken, um dann frustriert dabei zuzusehen, wie meine Tochter wieder alles miteinander vermischte. Die Frustration war es damals auch, die mich daran hinderte, wertzschätzen, wie kreativ das Spiel meiner Tochter war; sie entwickelte die interessantesten Spielideen, indem sie verschiedene Elemente miteinander kombinierte. Aber ich sah eine ganze Weile nur, dass sie das schöne Montessori-Spielzeug, das ich sorgfältig ausgewählt und angerichtet hatte, nicht „richtig“ verwendete, und wie viel Unordnung sie dadurch verursachte. Ich bin noch heute sehr dankbar für meinen Entschluss, die Menge an Spielzeug, die wir besaßen, reduziert zu haben - denn ich kann meine Tochter nun ganz frei von Ärger in ihrem Spiel beobachten und ihre Kreativität schätzen; und das Aufräumen können wir endlich ganz einfach und schnell alle gemeinsam erledigen, nachdem nun die Menge der Spielzeuge auf ein für alle passendes Maß reduziert worden ist.


(K)Ein Ende in Sicht

Am Anfang habe ich mich immer wieder gefragt, ob das Ausmisten wohl jemals ein Ende haben würde. Jedes Mal, wenn ich einen Bereich neuorganisiert und gemerkt habe, dass immer noch zu viel vorhanden ist, zweifelte ich daran, jemals fertig zu werden, und der überwältigende Stress, zu viel zu besitzen und zu organisieren, drohte wieder, mich zu überrumpeln.

Ein Sonntagabend vor vielen Monaten war es, an dem ich um 22 Uhr – wieder mal sehr müde von gefühlt allem – plötzlich die für mich endgültig befreiende Idee hatte: Ich machte eine Liste mit jedem Zimmer, jedem Möbelstück und Bereich, und teilte alle Punkte auf die kommende Woche auf – das Ziel: alles, was nicht an die jeweilige Stelle gehörte bzw. zu viel war (ungenutzt war), musste raus. Ohne zu überlegen, wo es dann hinkommt (nur grob vorgeordnet, ob es gespendet wird o. ä.), ohne irgendwas neu zu organisieren. Einfach endgültig alles raus, was keinen Platz mehr an der Stelle verdiente.

Die Woche war unglaublich befreiend. Und ich kam schnell voran, denn durch den Entschluss, wirklich einfach erst mal nur auszuräumen, musste ich nicht großartig überlegen (und das klappte auch meistens in Anwesenheit beider meiner Kinder, in dem Zeitraum 4 und 2 Jahre alt); das jahrelange Ausmisten hatte mich außerdem ziemlich gut im Feststellen und Entscheiden, was wegkann, trainiert. Und die Liste half mir, einen Überblick zu behalten, und jeden Tag das vorgegebene Pensum durchzuführen.

Die Woche darauf organisierte ich dann das Rausschaffen der aussortierten Dinge (Verkauf, Spende etc) und die Neuorganisation einiger Bereiche. Das dauerte natürlich etwas länger (auch, weil ich die meisten Bereiche lieber alleine, also nachdem die Kinder abends eingeschlafen waren, neuorganisieren wollte, da das mehr Konzentration abverlangte); aber auch dieses Projekt war für mich mit Hilfe einer weiteren Liste überschaubar, denn sie half mir nicht nur, mich auf den einen Punkt, den ich mir vorgenommen hatte, zu konzentrieren, sondern auch zu wissen, wie es danach weitergeht.


Endlich „fertig“

Ich wundere mich heute nicht darüber, wie genervt ich meinen Alltag verbrachte, denn wenn ich meine Schränke betrachte, frage ich mich, wie da überhaupt so viel reingepasst hatte…mein vermutlich größter Stress- und Störfaktor im Alltag ist endlich beseitigt. Es sieht weiterhin manchmal (okay, öfter mal) chaotisch aus (und mit kleinen Kindern im Haushalt halte ich das für durchaus normal); aber wir brauchen auch bei absolutem Chaos trotzdem nur fünf Minuten, um einen Raum wieder in ruhige Ordnung zu bringen.

Auch wenn ich über die Jahre öfter dachte, dass das Ausmisten nie ein Ende haben würde, es fühlt sich nun tatsächlich endlich „fertig“ an. Das merke ich daran, dass jeder Gegenstand in unserem Haushalt einen festen Platz hat und den Weg dahin immer bequem und schnell zurückfinden kann.

Mein „fertig“ bleibt aber in Anführungszeichen. Denn es ändern sich Lebensumstände (gerade mit wachsenden Kindern) und Hobbys und Vorlieben, die altes überflüssig und neues notwendig machen. Ich habe mir daher angewöhnt, mir schon vor der Anschaffung von etwas zu überlegen, an welcher Stelle ich es unterbringen möchte, wodurch ich die Stelle überprüfen und eventuell unnötiges ausräumen kann. Wenn ich außerdem merke, dass ein System doch nicht funktioniert (also die Ordnung in einem bestimmten Schrank oder Schublade) oder nach z.B. Weihnachten die Spielzeugbereiche überfüllt sind, dann plane ich mir zeitnah ein, diesen Bereich wieder anzugehen (also alles raus, was ungenutzt ist – und dann mit einfachem Zugriff auf alles neuorganisieren).

„Fertig“ fühlt sich gut an, jeden Tag; und auch noch nach Monaten freue ich mich jeden Tag über den Unterschied zu vorher, ich freue mich sogar darüber, aufzuräumen, Dinge einfach wieder wegstellen zu können. Und was bleibt am Ende vom Tag übrig? Zeit füreinander.

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